Nach Beendigung des 2. Weltkrieges haben die Siegermächte Amerika, Russland, England und Frankreich durch den Vertrag von Potsdam Millionen von heimatlos gemacht. In den Jahren von 1945 - 1953 wurden deutschstämmige Bewohner zu Hunderttausenden aus der Tschechoslowakei (Sudetenland), Ungarn, Rumänien und Ostdeutschland von Haus und Hof vertrieben, wo sie seit Jahrhunderten sesshaft waren. Mit brutaler Gewalt wurden sie aus ihrer Heimat vertrieben und mussten in den Westen flüchten.
Niemals werde ich vergessen, wie damals die Flüchtlingsfamilien, die uns vom Kreis zugewiesen wurden, mit ihrem Bündel noch gebliebener Seligkeiten auf dem Bürgermeisteramt ankamen. Mit Tränen in den Augen warteten sie verängstigt, wo man sie wohl hinbringen würde, und ob sie nur als geduldete Gäste oder von mitfühlenden Deutschen aufgenommen würden, was leider nicht immer der Fall war.
Es waren über hundertfünfzig Männer, Frauen und Kinder, die in den letzten Jahren 1945 - 1953 der Gemeinde Mensfelden zugewiesen wurden. Eine schwere Aufgabe war es, sie in den Häusern unterzubringen, zumal die meisten Familien selbst wenig Platz hatten. In der ehemaligen Fliegerhalle fanden zirka acht Familien Unterkunft. Obwohl die Wohnverhältnisse dort ziemlich primitiv waren, hatten sie doch vorerst eine Unterkunft gefunden. Auch den Dorfbewohnern sei Dank, die sich einschränkten und die Flüchtlinge aufnahmen.
Die meisten Vertriebenen waren aus dem Sudetenland (etwa 80%). Viele sind in Mensfelden sesshaft geworden und haben in der näheren und weiteren Umgebung Arbeit und Brot gefunden. Im Lauf der Jahre auch viele ausgezogen, weil sie in der Nähe ihrer Arbeitsstätte eine Wohnung fanden. Durch ihren Fleiß und Unternehmergeist haben sich die meisten mit Jahren ein eigenes Heim geschaffen. Der Bund und das Land haben sie bei durch Aufbaudarlehen und Landesbeihilfen unterstützt.
Heute sind sie vollgültige Bürger von Mensfelden. Die junge Generation weiß nur wenig von ihrer alten Heimat, aber die Alten trauern immer der Heimat ihrer Kindheit nach.
Das Unglück, die Heimat zu verlieren kann nur der ermessen, der mit ihr verwurzelt war. Qualvoll ist der Gedanke, niemals mehr an die Stätte seiner Kindheit zurückkehren zu dürfen.
Zur Erinnerung an verlorenen deutschen Boden haben wir die erste Straße in unserem Neubaugebiet, Königsberger Straße benannt. Man kann wohl überall Heimat finden, aber nicht überall daheim sein.