Gründung der Spar- und Darlehenskasse Mensfelden
Die Spar- und Darlehenskasse Mensfelden wurde am 21. November 1880 ins Leben gerufen.
Das erste Protokoll beginnt: Anwesend mehrere hiesige Einwohner. Tagesordnung: Die Gründung eines Darlehenskassenvereines für den Umfang der hiesigen Gemeinde. Nachdem in zwei vorhergehenden Versammlungen die Vorteile eines derartigen Vereins, sowie die Bedingungen zur Errichtung und Gedeihen eines solchen klar dargelegt worden waren, beriet die Versammlung unter dem Vorsitz von Georg Hatzmann die Satzung und stellte dieselbe fest, auf deren Grundlage der Verein errichtet werden soll.
Anlass für die Gründung eines solchen Vereines war die wirtschaftliche Notlage der Landbevölkerung, besonders durch die hohen Zinsforderungen der Geldgeber. Wie das Protokoll weiter berichtet, wurden Georg Hatzmann zum Vorsitzenden und Philipp Christian Lieber als Rendant gewählt.
Lieber versah dieses Amt bis zu seinem Tode am 12. Mai 1891; sein Nachfolger Karl Wilhelm Weil, wurde am 27. Mai gewählt. Wie noch lückenlos vorhandene Protokolle und Bilanzen beweisen, gab es auch damals genügend Sorgen den Geschäftsbetrieb betreffend. Am 22. Mai 1900 wurde August Schumann II. zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Bereits nach zwei Jahren, am 23. März 1902, übernimmt er den Vorsitz, den er bis 1945 innehatte, da Georg Hatzmann zu seinem Sohn nach Niederneisen zog.
Von 1906 bis 1936 war Karl August Lieber als Rechner tätig. 1914 zählte die Genossenschaft bereits 163 Mitglieder; die Bilanzsumme betrug 210.000 DM. Das Warengeschäft spielte eine untergeordnete Rolle. Krieg und Inflation brachten einen Rückschlag, der bis 1939 noch nicht ganz überwunden war. Nach Karl August Lieber übernimmt Karl Deußer, der im zweiten Weltkrieg fiel, das Rechneramt. Deußers Nachfolger wurde Wilhelm Schwenk. Nach dem zweiten Weltkrieg kam der Geschäftsbetrieb fast ganz zum Erliegen. 1948 übernahm Wilhelm Lieber II., der schon seit langen Jahren Gemeinderechner war, den Posten des Vorsitzenden; 1955 war er gleichzeitig als Rechner tätig. Das lange vernachlässigte Warengeschäft half nach der Währungsreform der Genossenschaft wieder auf die Beine. Mit Wilhelm Lenz als Geschäftsführer begann am 1. Januar 1956 der Umsatz sich zu vergrößern. Als seine privaten Wirtschaftsgebäude als Lagerraum nicht mehr ausreichten, wurden bei Karl Schwenk leere Ställe gemietet. In der Generalversammlung 1960 wurde der Vorschlag zum Bau eines Lager- und Bürogebäudes gemacht. Im Herbst 1962 wurde das Lager, im Frühjahr 1963 das Büro bezogen. 1967 bauten die Genossenschaften von Mensfelden, Heringen und Nauheim in Nauheim eine Anlage zur Getreideabnahme. 115 Mitglieder zählte die Genossenschaft 1968; die Bilanzsumme betrug 890.000,-- DM; der Gesamtumsatz betrug 6.600.000,-- DM, davon entfielen auf den Warenumsatz 780.000,-- DM. Ein Rechnerwechsel in Heringen am 1. September 1968 führte zum Zusammenschluss der Genossenschaften von Mensfelden und Heringen. Durch den ständig wachsenden Waren- und Zahlungsverkehr wurde 1973 Wilhelm Reh, seit 1952 im Vorstand und seit 1957 Vorstandsvorsitzender, als dritte Arbeitskraft eingestellt. Am 10. Mai 1974 beschloss die Generalversammlung die Verschmelzung der Spar- und Darlehenskasse Mensfelden-Heringen mit der Spar- und Darlehenskasse Nauheim-Werschau (Werschau hatte sich bereits 1970 mit Nauheim zusammengeschlossen).
Die Bilanzsumme der nun zusammengeschlossenen Genossenschaften betrug am 31. Dezember 1973 4,6 Millionen, der Gesamtumsatz 45 Millionen und der Warenumsatz 2,6 Millionen; 350 Mitglieder gehörten zur Genossenschaft.
In Nauheim wurde bereits 1958 ein Lager- und Bürogebäude errichtet. Das Getreidelager, 1967 gebaut, wurde 1972 durch zwei Außenzellen auf eine Lagerkapazität von 820 t erweitert und ein Lagerbehälter von 50 m für Heizöl angeschafft.
Im Laufe des 94jährigen Bestehens halfen viele als ehrenamtliche Mitglieder zum Wohle aller.
In den letzten 12 Jahren konnten 7 Mitglieder für 50jährige Mitgliedschaft geehrt werden. Das ist der Beweis für das Zusammenhalten aller für alle. Im Sinne Wilhelm Raiffeisens sind wir verpflichtet, sein Werk auch weiterhin zu pflegen und zu fördern.
Wilhelm Reh, 1. Vorsitzender
Die Mensfelder Spar- und Darlehenskasse ab 1972
Im Jahre 1980 feierte die Spar- und Darlehenskasse Mensfelden ihr 100-jähriges Bestehen.
In einem Festakt am 21. November wurde in der TuS Halle daran gedacht. Der damalige Genossenschaftspräsident, Richard Westernacher, hielt die Festrede.
1987 wurde die Spar- und Darlehenskasse mit der Raiffeisenbank Hünfelden verschmolzen. Mit dem Hauptsitz in Dauborn gab es die Zweigstellen in Kirberg, Mensfelden, Nauheim und Heringen, jeweils mit Bank und Warenlager.
Aufgrund der Novellierung des Kreditwesengesetzes und der damit verbundenen Änderung der Kreditvergaberichtlinien wurde im Dezember 1991 von der Generalversammlung die Fusion mit der Volksbank »Goldener Grund« in Bad Camberg beschlossen.
Das Warengeschäft wurde im Jahre 1993 aufgegeben und auf die Zweigstelle in Nauheim übertragen. Im gleichen Jahr erfolgte der Umzug der Bank in neu gestaltete Räumlichkeiten in der Unterstraße
Reinhard Schwenk