Der Obst- und Gartenbauverein wurde wahrscheinlich im Jahre 1898 gegründet. Diese Annahme stützt sich auf ein Versammlungsprotokoll aus dem Jahre 1938, wo dem Verein für vierzigjährige Mitgliedschaft beim Landesverein eine Ehrenurkunde in Niederbrechen überreicht wurde. An der Gründung des Vereins war der damalige Kreisgärtner Karl Deußer, ein gebürtiger Mensfeldener, sehr wohl beteiligt. Der erste Vorsitzende war Lehrer Neuschäfer. Der Verein entwickelte sich schnell und entfaltete eine rege Tätigkeit. Es wurden Pflanzversuche mit Kartoffeln durchgeführt, Gartensämereien erprobt und weiterempfohlen. Obstbäume wurden veredelt, wozu Edelreiser aus anerkannten Obstanlagen bezogen wurden. Obstausstellungen in Düsseldorf, Frankfurt, Camberg und Hachenburg in den Jahren 1905 bis 1908 beschickt. Die Bepflanzung des Klingerkopfes wurde lange Jahre diskutiert, bis das Vorhaben dann endgültig im Jahre 1912 aufgegeben wurde. Dann bepflanzten, auf Anregung des Vereins, die Eigentümer der Auerberge ihre Grundstücke mit Kirsch- und Zwetschenbäumen. Bis 1912 führte Neuschäfer den Verein und wurde von Lehrer Bernhard abgelöst. In demselben Jahre wurde der Beschluss gefasst, die Waldspitze zwischen Niederneiser- und Oberneiserweg als Ruheanlage auszubauen. Man gab der Anlage den Namen Kursistenruhe zur Erinnerung an Kursusteilnehmer an der Landeslehranstalt für Obst-, Gemüse- und Weinbau. Während des ersten Weltkrieges wurde der Verein von dem zweiten Vorsitzenden Bürgermeister Deußer geführt. Der erste Vorsitzende war zum Kriegsdienst eingezogen und kehrte nicht mehr zurück. Während der Kriegsjahre 1914-1918 war die Arbeit des Vereins fast zum Erliegen gekommen. Am 1. März 1919, nach dem Ende des Krieges, fand dann wieder eine erste Generalversammlung im Gasthaus Neubeck statt, ein Zeichen, dass ein starkes Interesse an dem Verein und seiner Arbeit bestand. Hier das erste Protokoll der Generalversammlung:
Nachdem der furchtbare Weltkrieg sein, von der ganzen Menschheit heißersehntes, jedoch für uns Deutsche so tragisches Ende genommen, und die ersten Wellen der Revolution verflutet waren, tagt zum erstenmal wieder unsere Generalversammlung bei Herrn Gastwirt Neubeck. Zu Beginn der Versammlung ergreift der Baumwärter Karl Kees das Wort, indem er besonders unseres ehemaligen Vorsitzenden Lehrer Bernhard gedenkt, der aus der Blüte seiner Jahre herausgerissen, sein Leben auf dem Schlachtfeld lassen mußte. Sein hohes Verdienst anerkennend, ehrt die Versammlung das Andenken des Gefallenen durch Erheben von den Sitzen. Desgleichen geschieht zum Andenken des Gefallenen Wilhelm Lieber.
Albert Schumann, Schriftführer
Im Jahre 1920 übernimmt Lehrer Leukel den Vorsitz. Die Kursistenruhe, die während des Krieges nicht ordentlich gepflegt wurde, wird wieder in Ordnung gebracht. Sie wird eingezäunt. Das Holz stellt die Gemeinde, und der Verein übernimmt alle anderen Kosten.
Die erste Obstausstellung des Kreises in Limburg wurde auch von Mitgliedern des Vereins beschickt. Preise bzw. Anerkennungen für ausgestelltes Obst erhielten:
- Karl Völker, Fahlerstraße
- Karl Schwenk, Mittelstraße
- Karl Völker, Schlimmstraße
- Anton Müller, Schwerzstraße
- Ph. Wilhelm Schumacher, Querstraße
- Wilhelm Pfeiffer, Kirchstraße
- Albert Schumann, Kirchstraße
- August Schumann, Schwerzstraße
- Karl August Schwenk Ww. Neustraße
In den Jahren 1929 und 1930 wurden die ersten größeren Mengen an Obst an den Eisenbahnerverein Altenhunden im Siegerland geliefert. Das Schüttelobst wurde an die Kelterei Ebel in Holzheim vermittelt. In den Jahren 1905 bis zum ersten Weltkrieg boten die Obstmärkte in Limburg und Diez gute Absatzmöglichkeiten. Zu dieser Zeit war der Obstanbau eine gute und zusätzliche Einnahmequelle. Bis in die Jahre 1950 - 55 wurde der Obstüberschuß an den Eisenbahnerverein in Altenhunden geliefert.
Während des zweiten Weltkrieges ruhte die Vereinstätigkeit vollends. Erst im Jahre 1947, am 08.02.1947, wurde der Verein neu gegründet. Auf Beschluss der Versammlung wurden die alten Mitglieder übernommen. Als Vorsitzender blieb der alte Vorsitzende im Amt. Mit der Neugründung des Vereins wurde auch im Kreis eine Veränderung vollzogen. Gartenbautechniker Deußer ging in Pension. Für seine Bemühungen im Obstbau und Friedhofsanlage in Mensfelden sei ihm an dieser Stelle nochmals herzlicher Dank gesagt.
Sein Amt im Kreis Limburg übernahm nun Gartenbauinspektor Klein.
Im Jahre 1960, nachdem der Vorsitzende Lehrer Leuckel aus Altersgründen sein Amt niederlegte, übernahm Lehrer Wilhelm Nilges den Vorsitz.
Bei der zweiten Flurbereinigung, die infolge der landwirtschaftlichen Entwicklung notwendig geworden war, ist der Obstbau fast zum Erliegen gekommen. Viele Obstbäume sind den großen Landmaschinen zum Opfer gefallen, da sie ein beträchtliches Hindernis darstellten. Auch war der Obstbau keine fühlbare Einnahmequelle mehr, da die enorm veränderte Sozialstruktur (Wirtschaftswunder) einen völlig neuen Lebensstil auslöste. Es war nicht zu übersehen, dass ausländisches Obst (Zitrusfrüchte) jeder Art, Bananen, Äpfel und Birnen allmählich unseren Markt eroberte. Wen wollte es wundern, dass das Interesse am heimischen Obstbau schwand. Trotz allem muss festgestellt werden, dass dem Verein eine ansehnliche Zahl an Mitgliedern verblieben ist.
Wilhelm Nilges, 1. Vorsitzender
Verein für Gartenbau und Umwelt e. V
Infolge der veränderten Struktur und Anbaumethoden der hiesigen landwirtschaftlichen Betriebe sank das Interesse am Obst- und Gartenbau. Die Aktivitäten beschränkten sich auf die jährliche Ausflugsfahrt. 1972 gestaltete der Verein zur 1200-Jahr-Feier noch einmal einen Motivwagen. 1975 erfolgte der Austritt aus dem Kreisverband und am 06.09.1978 schlief der Verein nach einer letzten Busfahrt ein.
Seit dem 27.07.1956 existierte in Mensfelden ein Verkehrs- und Verschönerungverein, der 1962 immerhin 46 Mitglieder verzeichnete. Unter dem Vorsitz von Pfarrer Debusmann erntete der Verein 1962/63 beachtenswerte Siege im Wettbewerb Unser Dorf soll schöner werden. Pfarrer Debusmann verstand es, die Vereinsmitglieder und Dorfbewohner unermüdlich zu motivieren, verwahrloste Ecken und Plätze zu entrümpeln, Türen, Tore und Fenster zu streichen, Kübel und Blumenkästen zu zimmern und den Säuplatz als Dorfmittelpunkt in eine mit Bruchsteinmauer umgebene Grünanlage mit Bänken, Blütensträuchern und einem stattlichen Ginkgo-Baum zu gestalten. Der Lohn für diese Gemeinschaftsleistung 1962 - 1. Kreissieger, 1963 - 1. Bezirkssieger.
Mit der Versetzung (1964) von Pfarrer Debusmann fehlte nun der Motivierer. Bürgermeister Schwenk bis 1967, Pfarrer Volk bis 1969 und Hauptlehrer Wilhelm Nilges bis 1977 konnten das Erlahmen der gemeinschaftlichen Arbeit nicht verhindern. Nach einer außerordentlichen Generalversammlung und einer abschließenden Busfahrt schlief auch dieser Verein am 03.08.1978 ein.
Mit Errichten der Mittelpunktschule in Dauborn wich die Grünanlage 1972 einer Bushaltestelle. Rasenfläche, Trockenmauer und Ginkgo mussten der Versiegelung weichen. So verkam der einst mühsam errichtete Dorfmittelpunkt wieder zum Säuplatz.
Zweifellos sank auch mit dem Errichten der Großgemeinde Hünfelden die Eigeninitiative und Eigenverantwortung innerhalb des Dorfes.
Nach einer Besinnungspause erfolgte am 12.03.1982 die Fusion beider Vereine zum Verein für Gartenbau und Umwelt e. V.. Damit sprach sich der Verein alle Gartenbausparten und die Belange der dörflichen Umwelt aus. Zum Vorsitzenden wählte die Versammlung Gartenbauberufsschullehrer Hans Wilfrid Deubner.
Doch der Neubeginn gestaltete sich infolge beruflicher Anspannung des Vorsitzenden und der starken Bautätigkeit schwierig. Der Verein blieb im Dornröschenschlaf.
In dieser Zeit vollzog sich nicht nur der Wandel vom Krautgarten zum Wohn- und Freizeitgarten. Die Sensibilität gegenüber der strapazierten Umwelt stieg. Plötzlich stand der Streuobstbau als landschaftsprägendes Element wieder im Mittelpunkt. Pflanzungen und Pflege alter, bodenständiger Obstsorten wurden geldlich unterstützt Pflanzenschutz, Düngung, Coniferen und fremdländische Gehölze standen am Pranger. Waldsterben, Luft- und Wasserverseuchung, Nitrat, Biotop, Ökologisch, Heimisch, Natürlich, Gift, Ozonloch, Kohlendioxid, Rote Liste, biologische und integrierte Produktion usw. brachten die große Verunsicherung in der Bevölkerung.
Es war der richtige Zeitpunkt, am 10.11.1991 das Vereinsleben zu reaktivieren. Seit dieser Zeit versuchen wir in den monatlichen Versammlungen, mit Fachvorträgen, Erfahrungs- und Gedankenaustausch sachlich und fachlich nicht nur die Überängstlichkeit abzubauen, sondern auch überlieferte Gewohnheiten zu überdenken. Nur das fachliche Wissen über das Warum kann die daraus resultierenden erfolgreichen, umweltfreundlichen Verhaltensweisen zum Wohle einer weniger belasteten Umwelt ändern.
Schwerpunkt der Vereinsarbeit ist das praktische Verwirklichen unserer theoretischen Grundlagen. Ob Anbau neuer, resistenter Gemüsesorten, vorbeugender Pflanzenschutz, Schnitt- und Verjüngungsmaßnahmen an Obst- und Ziergehölzen, Blumenschmuck zum Dorf verschönern, Erhalten der Bänke und Schutzhütte, Vogelschutz (Günter Borchert), Bienenpflege (Dieter Kees) oder stillschweigendes Entsorgen des Mülls gedankenloser Zeitgenossen, - wir könnten noch manchen selbstlosen Helfer gebrauchen.
Lobenswert sind in diesem Zusammenhang die Pflegemaßnahmen von Philipp Trapp und Dieter Kees, die die Obstbäume am Hinsgraben pflegen. Diese Obstanlage pflanzte 1988 der Jugendclub Mensfelden mit Unterstützung des Worldwide Fund for Nature.
Viel Ärger gab es 1991, als die Mensfelder Bürgerinitiative sich mit 600 Unterschriften und Erfolg gegen die Einrichtung einer Kompostierungsanlage unterhalb des Steinbruchs wandte. Die Pflege der Kursistenruhe ist uns ein besonderes Bedürfnis. 1905 zur Erinnerung an die Kursteilnehmer der Königlichen Lehranstalt für Wein-, Obst- und Gartenbau Geisenheim, unter Leitung von Kreisgärtner Deußer errichtet, wollen wir diese beschauliche Waldspitze zum Verweilen erhalten.
Das Festival der Rosen zur Bundesgartenschau Dortmund 1992 wird uns sicher in Erinnerung bleiben, denn Rudolf Petri sammelt mit besonderer Sorgfalt das Bildmaterial über das Vereinsleben. Es sprengt sicher den Rahmen dieses Berichtes, wenn alle Vorträge und praktischen Tätigkeiten einzeln aufgeführt würden. Sie sind beim Vorsitzenden archiviert.
Dank der Investitionen und emsigen Mithilfe unserer Mitglieder und der Landfrauen präsentierte sich der Verein zum 100-jährigen Jubiläum am 3./4. Oktober 1998 mit einer sehenswerten und informativen Gartenbau- und Umwelt-Ausstellung im Tiroler Hof. Sie schwelgte nicht in Nostalgie, sondern zeigte zeitgemäßes Gärtnern und Umweltverhalten. Erwähnenswert die vielen neuen, resistenten Obstsorten der Forschungsanstalt Dresden-Pillnitz, die Herr Junge (Prösen-Gröditz) aus Wurzen zum Probieren mitbrachte.
Eine vom Vorsitzenden erstellte neue Chronik und ein Video-Film von Willi Zcaja halten die Ereignisse fest.
Die Fahrt im Juli 1999 durch den Harz nach Magdeburg zur Bundesgartenschau und zum Rosengarten Sangerhausen war wieder ein besonderes Erlebnis, im Video festgehalten von Willi Schumacher. Die gelungene Kombination von Kulturellem und Fachlichem motiviert uns, weitere Fahrtplanungen vorzubereiten.
Das Jahr 2000 ist angebrochen. Mensfelden begeht sein 1225-jähriges Bestehen. Dazu will der Verein für Gartenbau und Umwelt den Dreispitz am nördlichen Dorfeingang in der Kurve der Kreisstraße 501 neu gestalten und hofft auf die fleißige Mithilfe seiner 42 Mitglieder.
Besonderer Dank gilt Irene Weyershäuser, Rudolf Petri, Claus Nilges, Dieter Kees, Reinhard und Ralf Schwenk, Günter Borchert, Geni und Günter Oppel, Werner und Lieselotte Hasselbach, Christhilde Lange, Birgit und Ulrich Schwenk, Leni Narewski und den vielen, nichtgenannten Mensfeldenern, die zunehmend mithelfen, durch Pflege ihrer Gärten und reichen Blumenschmuck ihrer Anwesen unser Dorf und seine Umgebung schöner und freundlichen zu gestalten.
Helfen auch SIE uns im neuen Jahrtausend verantwortungsbewusst, unser Dorf und seine Gemarkung für kommende Generationen lebenswert zu erhalten.
Hans Wilfried Deubner, 1. Vorsitzender