Solange man unsere Dorfgeschichte verfolgen kann, ist auch unsere Gemarkung mit ihrer Gesamtgröße von 1035 ha als ein Ganzes mit dem Dorf zu sehen. Sie bot durch die Jahrhunderte vielen Heimat und Brot. Unsere
Gemarkung teilt sich auf:
- Ackerland ca. 750 ha = 3000 Morgen
- Wiesen und Weiden ca. 60 ha = 240 Morgen
- Wald ca. 100 ha = 400 Morgen
- Wege, Straßen u. Gewässer ca. 60 ha = 240 Morgen
- Dorfgebiet ca. 40 ha = 160 Morgen
- Öd- und Unland ca. 25 ha = 100 Morgen
insgesamt 1035 ha = 4140 Morgen
Die Dreifelderwirtschaft
Bis zum Jahre 1965, ehe die letzte Zusammenlegung (Konsolidation um 1963-1965) stattfand, hielt man von altersher an der Dreifelderwirtschaft fest, obwohl nach der ersten Umlegung 1927 sich schon Abweichungen bemerkbar machten.
Unter der Dreifelderwirtschaft war eine Dreifeldereinteilung zu verstehen. Winterung, Sommerung, Brache. Als Winterung bezeichnet man die Winterfrucht, Korn und Weizen. Als Sommerung, die Sommerfrucht, Gerste und Hafer, während das dritte Feld brach lag. Diese vier Fruchtarten waren bis etwa 1750 die einzigen Feldfrüchte, die zur menschlichen Ernährung dienten.
Das Brachfeld war bis dahin jeweils das Feld nach der Sommerfrucht. Waren Gerste und Hafer abgeerntet, blieb das Feld auf den Stoppeln ein Jahr liegen, bzw. ließ man es ruhen, allerding weidete man den Auswuchs ab. Im Juni des darauffolgenden Jahres wurde die Brache das erste mal wieder umgepflügt, daher auch der Name Brachmonat. Das zweite Umpflügen war im August, das dritte Umpflügen für die Wintereinsaat folgte im September - Oktober, auch Soodackern genannt.
Als vor zirka 200 Jahren der Kartoffel-, Rüben- und Kleeanbau eingeführt wurde, kam die verbesserte Dreifelderwirtschaft auf, indem man das Brachfeld als drittes Feld für Kartoffeln, Rüben und Klee verwandte. Bis zum 20. Jh., als der Hackfruchtbau noch nicht so ausgedehnt war, blieben auch noch einige Äcker, besonders die geringeren, als Brache liegen. Der dreijährige Turnus: Winterfrucht, Sommerfrucht, Brache, war eine gebundene Ordnung, die streng eingehalten wurde. Nach der Aussaat blieben die Felder für das Fuhrwerk geschlossen, da kein Weg in das geschlossene Getreidefeld führte. Erst mit der Ernte wurde das Feld geöffnet, was durch die Ortsschelle bekannt gemacht wurde. Wer früher mit der Ernte begann, wurde bestraft. Diese polizeilichen Anordnungen galten auch für die Wiesen, bis durch die Konsolidation 1927 mit einem Wegenetz das Feld geöffnet wurde.
Die Fruchtfolge wurde beibehalten, bis 1965 als die Zweitumlegung folgte, und man zu Großparzellen überging.
Unsere Gemarkungseinteilung war bis zur Zusammenlegung wie folgt:
- Das Bucherfeld, rechts und links vom Diezerweg, bis Mensfelder Kopf, welches zum ertragsreichsten Gemarkungsteil zählte, war ein Teil der Dreifelderwirtschaft.
- Der zweite Teil waren die Fluren rechts und links von der Bundesstraße 417 bis zum Zollhaus und die Fluren hinter dem Wald.
- Zur dritten Flur gehörten die Äcker rechts und links vom Zollhaus bis Gemarkungsgrenze Nauheim-Heringen, sowie rechts und links des Mühlbacherweges und die Fluren oberhalb des Dorfes nach dem Mensfelder Kopf zu.
Diese vorgenannte Dreifeldereinteilung wurde Jahrhunderte im Wechsel der Dreifelderwirtschaft (Winterung-Sommerung-Brache) beibehalten, bis die heutige große Planwirtschaft alles über den Haufen warf. Damit ist auch einr alte Tradition ausgestorben, denn früher trafen sich alle in einem Feld zur gemeinsamen Arbeit.
Unsere Wiesen
Die Wiesengründe waren der Dreifelderwirtschaft nicht unterworfen, aber auch hier verlief - die Arbeit nach bestimmten Rhythmus.
Früher, als es noch die kleinen Wiesenpläne gab, wurde die Heu- und Grummeternte vom Gemeindeparlament festgesetzt. Der Beginn des Mähens wurde durch den Polizeidiener mit der Ortsschelle bekannt gemacht.
Es ging nach folgender Reihenfolge: Zuerst wurden die Nebengründe gemäht. Einige Tage später, je nach Witterung, wurde durch die Ortsschelle verkündet, dass der Grund gemäht wird. Wieder einige Tage später, wenn das Wetter günstig war, wurde bekannt gemacht, dass die Lach bis zum Mühlbacherweg gemäht wird. Und zuletzt kam dann die Mühlbach und die Au (Aar) dran. So ging es traditionsgemäß in jedem Jahr. Schon im frühen Morgengrauen waren die Mäher mit ihren Sensen fleißig bei der Arbeit, wenns trocken war, wurde gewendet. Beim Heuen trafen sich alt und jung alle in Wiesengrund. Die Frauen und Mädchen hatten schöne Kleider an, ihre weißen bunten Kopftücher schimmerten im Sonnenschein. Aber auch die Männer, die jungen Burschen, ließen es an nicht fehlen. Es war ein unvergesslich schönes Bild, das bunte Treiben im Wiesengrurd zu beobachten, und auch später die hohen Heufuhren, wie sie schwankend dem Dorfe zurollten.
Dies alles gehört heute der Vergangenheit an. Es gibt nur noch wenige die im weiten Wiesengrund zu sehen sind, die modernen Heumaschinen und Ladevagen schaffen die Arbeit, und zur Bedienung der Maschinen ist nur geringe Zahl an Arbeitskräften notwendig.
Die fortschreitende Technisierung im zwanzigsten Jahrhundert hat mit seiner Schnelligkeit alles verändert, wie es vorher in der Geschichte kaum der der Fall war. Sicher hat es viele Verbesserungen gegeben, aber die Maschine bestimmt heute das Arbeitstempo - die Ruhe ist dahin. Trotz allem, der alte Wiesengrund mit seinen einzelnen Gründchen ist geblieben und hat auch noch seine alten Namen.
Namen der Wiesengründe
- Nebengründen
- Gerstengärten
- Vor dem Pfarrgarten
- In der Pfaffenbach
- Im kleinen Gründchen
- Im Weiberg
- Kalte Herberge
- Im Grund
- Am Schirlingspfad
- Im Grund
- Im Entenpuhl
- In der Seit
- Rechts Schafweg
- Lach bis Mühlbacherweg
- In der Lach
- Unterm Schafsweg
- In den Federn
- In dem Bruch
- Am Steg
- Im Anspen
- Mühlbach und Au
- In der Mühlbach
- In der Kling
- Am Klingerborn
- In der Au (Aar)
- In der Herbach
Heutige Flur- und Feldnamen
Wendlingen | Klingerkopf |
Schlendereräcker | Herbacherberge |
Am Zwernweg | Öhlmühle |
Welgeswies | Geisensprung |
Herrnäcker | Birnbaumgewann |
Vor den Ulmen | Pfaffenzehnten |
Am Bucherweg | Ulmengewann |
Immelborngewann | Am Heidenstock |
Im Ahl | Rechts u. links Hagerweg |
Am grauen Stein | An der Lehmkaut |
Zwischen Diezer- und Bucherweg | In der Gähgewann |
Rechts u. links Bucherweg | Über den Krautäcker |
An der Baumschul | Am Limburgerweg |
In der Elzerbrück | Hühnergärten |
Am Kirberger Weg | Im dunklen Gärtchen |
Vor der Lach | Am Flachterpfad |
Über der Lach | Fichtegewann |
Ruländer | Vor der Heck |
Links Heringer Kirchweg | Am Rabenbörnchen |
Zwischen Heringer und Mühlbacherweg | Am Gemeindestück |
Links Mühlbacherweg | In den Wolken |
Kinkerling | Unterm Rabenhörnchen |
Steger Anwand | Hahlheck |
Bergkaut | Am Salmonspfad |
Im Hütchen | Am Flachtergraben |
Im Ludwiger | Vor der Spitzgewann |
An der Weidenstraß | Spitzgewann |
Hinter der Weidenborngewann | Kurzgewann |
Weideborngewann | Dellgewann |
Unter der Ampel | Unter dem Dornbusch |
Weideberg | Am Dornbusch |
In der Fußsol Kurzgewännchen | Mensfelder Kopf |
Lindenholzhäuserheck | Über Breiteich |
Im Boden | Hinter Breiteich |
In der Höhl | Breiteich |
Am Holzerstück | Am spitzen Birnbaum |
Längeloh | Langgewann |
Dornbusch | Am Kasseufer |
Am Holzerstock | Sackpfeife |
An der Nauheimer Hohl | Vor der Heid |
Hinter dem Zollhaus | Auf dem Gleichen |
Zu Hahn | Am Hornelspfad |
Nauheimer Anfuhr | Am Hermeskopf |
Halmax | Am Steinweg |
Pfaffenbach | Im Kulmen |
Pfarrgarten | Am Helgenhaus (Heiligenh. ) |
Über dem Nauheimer Weg | Ober dem Stock |
An der Kirberger Straß | Im Rippert |
Im Forst | Rechts und links Kuhweg |
Hinter dem Heck | In der Schwärzelswies |
Zwischen Niederneiserweg u. Waldeck | Im Bangert |
Am Sandgraben | Im kleinen Berg |
Am Rederweg | Am Nußberg |
Ringgraben | Waldeck |
Am Oberneiserpfad | Am Waldpfad |
Zwischen Heringer- und Netzbacherweg | Rechts Hohlerweg |
Über der Mühlbach | Hofegarten |
Mühlbacherhohl | Schaflücke |
Rechts Mühlbacherweg | Im Bangert |
Moorsgarten | Saure Wiesen |
Am Auerweg | Links Limburgerweg |
Am Börnchen | Rechts Hagerweg |
Im Scheuerchen | Bucherbühne |
Auf dem Eltes | Weiderbühne |
Im Naßländer | Am Zollhaus |
Auf der Hohen Anwand | Am Zöllerpfad |
Am Volkesbaum | Rechts Selzerweg |
An der Hanbuch | Am Pfaffenbacherweg |
Zwischen Wald und Eichelberg | Unter der Pfaffenbach |
Am Eichelberg | Über der Pfaffenbach |
An der Auerhohl | Im Kreuz |
Auerberg |
Untergegangene Flurnamen, die noch in den alten Stockbüchern stehen
Früher | Heute |
Gringersteg | Wiese im kleinen Grund |
Gringerweg | Weg nach Nauheim |
Heiligenhaus | jetzt Helgenhaus genannt |
Oraniensteiner Hofgut | In der Pfaffenbach und Pfaffenzehnten |
In der Hube | Im Forst, wo die ersten Ansiedlungen vermutet werden |
In der Fuchshohl | Links vom Stich der B 417 |
Im Keßler | Acker rechts Salmonspfad |
Mannenhof | Im Schirling und Kappesstück |
Nonnenhof | Rechts Selzerweg |
Bannzäunepfad | Heutige Schwärzelswies u. Bangert |
Schlendererhof | Schlenderer Eckern u. rechts Lintererweg Name kommt von einem Hofbesitzer von Schlenderhan |
Sauerbornsufer | Rechts Stich B 417 |
Kringentheibt | desgleichen |
Acker am Lauskippel | Stößt an den Pfad am Erbstiftshof Am Mensfelder Kopf u. Hornel |
Löuskippelpfad | desgleichen |
Acker auf der Öhlamühl | Geisensprung |
Graf von Waldersdorff | Rechts Weiderstraße |
Hornthal | Zwischen Mensfelder Kopf u. Hornel |
Hornthalskopf | Unter Pfarrers Ulmen |
Erbenbachern-Hof | Über der Mühlbach |
Heuanwand | In der Seit |
In der Herbacher Mühl | In der Herbach |
Steinbruch am Hornthals Kopf | Zwischen Mensfelder Kopf u. Wald |
Erlebengewann | Unter Salmonspfad |
Beim Sichhaus | Unterhalb des Hornels |
Auerstraße | Heute Auer bzw. Aarerweg |