Im Jahre 1971 gab es auch für unsere Gemeinde ein besonderes Ereignis; sieben Gemeinden des Südkreises Limburg: Dauborn, Kirberg, Mensfelden, Nauheim, Heringen, Neesbach und Ohren schließen sich zu einer Großgemeinde zusammen. Die Urkunde der Hessischen Landesregierung unterzeichnet von Minister Bielefeld trägt folgenden Wortlaut: Die Gemeinden Dauborn, Heringen, Kirberg, Mensfelden, Nauheim, Neesbach und Ohren im Landkreis Limburg werden gemäß §17, Abs. 2 in Verbindung mit §12 der Hessischen Gemeindeordnung in der Fassung vom 1. Juli 1960[1] mit Wirkung vom 1. Oktober 1971 zu einer Gemeinde mit dem Namen Hünfelden im Landkreis Limburg zusammengeschlossen.
Vom Herrn Regierungspräsidenten wurde Oberamtsrat Valeske in das Amt des Staatsbeauftragten berufen. Landrat Wolf Limburg hat seinen Oberamtsrat von seinem Dienst befreit. Damit er die Aufgaben des Bürgermeisters in der neuen Großgemeinde wahrnehmen kann, wurde ihm die Ernennungsurkunde überreicht.
Heimat für 7000 Menschen
Oberamtsrat Erich Valeske, seit langem mit den Sorgen und Wünschen der sieben Gemeinden besonders vertraut, nahm die Urkunde, die den Zusammenschluss besiegelt, entgegen und versprach seinen Hünfeldern, dass er die ihm übertragenen Aufgaben gewissenhaft, gründlich, nach den Vorschriften der Gesetze und den Abmachungen im Grenzänderungsvertrag führen werde. Sein Glückwunsch galt all denen aus den sieben Gemeinden die die Zeichen der Zeit erkannt haben und zu dem freiwilligen Zusammenschluss fanden. Aus sieben kleinen Teilen ist ein Ganzes geworden. Unser neues Hünfelden umfasst jetzt 6.300 Hektar und ist Heimat von 7000 Menschen. Noch gibt es keinen einzigen industriellen Arbeitsplatz, doch ist dieses Problem erkannt. Jetzt, in der Großgemeinde, wird es sich sicher leichter lösen lassen als bisher, wo jeder einzelne Bürgermeister einen einsamen Kampf um strukturelle Verbesserungen zu bestehen hatte. Gemeinsam sind wir stärker!, sagte der Herr Oberamtsrat.
Der Rat der vierzehn
Der neue Staatsbeauftragte steht in seiner Aufgabe als Bürgermeister nicht allein. Der Rat der vierzehn nimmt die Interessen der Gemeindevertretungen aller sieben Orte wahr. Jede Vertretung hat zwei Beauftragte vorgeschlagen, die vom Regierungspräsidenten bestätigt wurden. Es waren mit der Wahrung der Aufgaben der Organe der Gemeinde bis zur Neuwahl betraut: Werner Frenz, Rudolf Wagner (Dauborn), Max Schmidt, Erwin Hirschberger (Heringen), Albert Hofmann, Ewald Kreckel (Kirberg), Ernst Biebricher, Werner Völker (Mensfelden), Arnold Gerhard, Walter Müller (Nauheim), Albert Zollmann, Heinrich Deuster (Neesbach), Walter Leber, Heine Dauster (Ohren).
Die Aufgaben des Gemeindevorstandes nehmen bis dahin folgende Staatsbeauftragte wahr: Heinrich Eppstein (Dauborn), Willi Knoll (Heringen), Josef Maasen (Kirberg), Heinrich Dankof (Nauheim), Wilhelm Lieber (Mensfelden), Karl Groß (Neesbach), Horst Leber (Ohren).
Landrat Wolf überreichte allen Staatsbeauftragten die Urkunden des Herrn Regierungspräsidenten und dankte seinen alten Gemeindevertretern, Gemeindevorständen und Bürgermeistern für die jahrelang aufopfernde Tätigkeit. Er meinte zum Abschluss: Führt den Wahlkampf, der jetzt beginnt, fair und sachlich. wie ich dies von Euch nicht anders gewohnt bin. Dann bin ich sicher. dass am 12. Dezember ein guter Vorstand und ein tüchtiger Bürgermeister für Hünfelden gewählt werden. Großgemeinde Hünfelden komplett.
Nachdem durch die Gemeindewahl am 12. Dezember 1971 die Vertreterkörperschaften für die Großgemeinde gewählt wurden, konnten sie mit ihren Aufgaben beginnen. Der Rat der vierzehn, welche als Staatsbeauftragte bis 12. Dezember 1971 fungierten, hatten ihre Aufgabe erfüllt.
In der Ende Februar 1972 stattgefundenen Gemeinderatssitzung, welche in der Turnhalle der Mittelpunktschule in Dauborn stattfand, wurde der aus sieben Mitgliedern bestehende Gemeindevorstand eingeführt und vereidigt. Als hauptamtlicher Bürgermeister wurde von der 19köpfigen Gemeindevertretung der Leiter der Kommunalaufsicht bei der Limburger Kreisverwaltung Herr Oberamtsrat Erich Valeske (47) aus Linter auf sechs Jahre gewählt. Freude und Begeisterung löste es bei allen Fraktionen aus, dass sie so einen bewährten Fachmann als Bürgermeister an ihrer Spitze hatten, ja, man verzichtete gern auf das Einspruchsrecht. Der erste Beigeordnete Fritz Stauf überreichte dem Gewählten seine Ernennungsurkunde, damit er schon ab 1. März 1972 sein Amt als hauptamtlicher Bürgermeister wahrnehmen konnte. Damit war die Gemeindeverwaltung Hünfelden komplett und konnte ihre großen Aufgaben angehen.
Der Vorsitzende der Gemeindevertretung Eschholz überreichte den Beigeordneten die Ernennungsurkunde, außer dem ersten Beigeordneten Fritz Stauf (Kirberg) gehörten zum Vorstand die Mitglieder Krebs (Heringen), Ruppert (Kirberg), Schäfer (Ohren), Baum (Mensfelden), Glade (Dauborn), und Leber (Ohren) an.
Auf einstimmigen Vorschlag wurden auch die Ortsbeiräte gewählt. Einheitlich stellt jede der sieben Gemeinden je fünf Mitglieder. Zu den zahlreichen Besuchern der Sitzung waren auch Herrn Landrat Wolf, sowie mehrere Mitarbeiter Valeskes vom Landratsamt erschienen. Sie wollten dabei sein, um ihren ehemaligen Amtskollegen und Abteilungsleiter zu dieser Wahl zu beglückwünschen. Der herzliche Händedruck durfte auch als Abschiedsgruß aus dem alten Amt gelten. Der Landrat sagte; sein Besuch habe einen erfreulichen und einen schmerzlichen Grund. Erfreulich, weil er seinem Mitarbeiter Valeske zur Wahl und der Gemeinde Hünfelden zu einem solchen Bürgermeister gratulieren wolle. Schmerzlich, weil er einen erstklassigen Fachmann seiner Behörde verliere, dem er bestätigen müsse, sich im Kreis Limburg in seiner 24jährigen Dienstzeit verdient gemacht zu haben. Sein Verhalten sei stets ein gutes Beispiel für alle echten Demokraten gewesen. Als Erinnerung und Anerkennung für seine Arbeit im Kreishaus überreichte der Landrat an Valeske einen Wandteller mit einer Gravur. Bürgermeister Valeske wusste und fühlte, dass es nicht leicht war nach 24jähriger guter Zusammenarbeit Abschied zu nehmen. Er war sich aber auch bewusst, welch schwere Aufgabe auf ihn wartete, die er gerne in Kauf nahm, weil er sich den sieben Gemeinden verbunden und verpflichtet fühlte und andererseits auf eine gute Zusammenarbeit und Unterstützung seitens des Kreises rechnen durfte.
Wir alle wünschten ihm in seinem Amt viel Glück und dass er uns noch Jahre erhalten bleibe, war auch der Wunsch der drei Fraktionen. Der Spielmannszug des TV Dauborn trugen mit ihren klangvollen Weisen dazu diese denkwürdige Feierstunde zu verschönern.
Eine neue Epoche der Großgemeinde Hünfelden hatte nun begonnen, die alten Ortsteile werden ihre Prägung behalten, aber in ihrer Verwaltung ist sie eine Einheit geworden.[2]
Quellenverzeichnis