Der Ortskern
Nach dem Großbrand von 1801, der den größten Teil unseres Dorfes vernichtete, wurden im alten Ortskern die engen Gassen und Gässchen aufgegeben. Gegen den hartnäckigen Widerstand der Einwohner wurde das Dorf damals aufgelockert mit breiten Straßen wieder aufgebaut, was man dann später auch als einzig richtig einsah. Die Kirche mit dem Kirchhof, dem alten Friedhof, blieb Mittelpunkt des Dorfes. Sie gewann noch mehr Platz, als man lange nach dem Brand 1825 die alte Schule am Westgiebel der Kirche abbrach und die neue auf dem alten, aufgegebenen Hofplatz des Pfarrhauses erbaute. Der nassau-oranische Zehnthof an der Westseite des alten Pfarrgehöfts, südlich der Kirche, wurde nachher an dieser Stelle nicht wieder aufgebaut. Die danach erbaute Zehntscheuer ist 1953 abgebrannt. Der Hof der Boos von Waldeck, mit 88 Morgen Land, an der Ecke Mittelstraße und Hintergasse, jetzt obere Neustraße, heute Hofmanns genannt, wurde nach 1801 wieder aufgebaut. An den Hof des kaiserlichen Reitergenerals des 30jährigen Krieges Jan von Werth (+1652) und seiner Nachkommen und Erben, der Reitz von Frentz zu Schlenderhahn, erinnert noch der Name der Schlendererecker . Er stand von 1801 in der Untergasse, der jetzigen unteren Neustraße.
Sonst sei von alten Gebäuden noch das 1727 erbaute heutige Haus Schumacher/Hasselbach erwähnt, dass nach 1801 bis 1907 Pfarrhaus war und auch alte Post genannt wird. Ein Gerichtssaal soll sich nach mündlicher Überlieferung im Haus Mittelstraße 11, heute Haus Walter Schwenk, in der großen Torstube befunden haben. Der Raum war vom Haus durch eine Wand abgetrennt und nur über eine schwere, erst 1920 entfernte Treppe aus Eichenholz, vom Hof aus zugänglich. In diesem Raum wurden die Gerichtsakten in einer großen Truhe aufbewahrt. Man erzählt sich, dass die Russen beim Durchzug 1813 die bunten, bleiverglasten Scheiben der Fenster ausgebrochen und mitgenommen hätten.
Etwas abseits lag ursprünglich am Ortsrand das Peter Sonntagshaus, wahrscheinlich das frühere Haus Schwenk (Hohlershaus) in der oberen Sonntagsgasse.
Verschwunden ist ebenso wie das Gefängnis auf der jetzigen Grünanlage an der Mittelstraße - Schwerzstraße auch der Wachtturm auf dem Hornel. Dort am östlichen Abhang des Hornels, westlich vom Dorf soll der Sage nach eine Burg gestanden haben, die im Jahr 1242 bei einem Aufstand zerstört wurde.
Die Ortsstraßen
Als Ortsstraßen, damals noch Gassen genannt, finden sich einige schon auf den Karten, die nach dem Großbrand 1801 gezeichnet wurden: Die Seilergasse (jetzige Neustraße) die Mittelgasse, welche die heutige Remmeltstraße mit einschloss, (jetzige Mittelstraße ohne Remmeltstraße), die Hintergasse (jetzige obere Neustraße), die Keesgasse, welche in der Mitte der Hintergasse schräg nach der Pferdeschwemme (oberhalb Haus Lanz) in die Mittelgasse einmündete und nach dem Brand 1801 einging. Die Sackgasse, die auch nach dem Brand 1801 verschwand, begann in der Mittelstraße, zwischen Haus Euler und Völker und mündete vor der Kirche ein. Die längste Gasse war damals die Schwarzgasse (heutige Schwerzstraße), welche in südlicher Richtung etwas geschwenkt, aber in ihrer Länge blieb. Die zweitlängste Straße war die Untergasse, welche schon am östlichen Dorfanfang (Richtung Nauheim) begann, die heutige Untergasse geht nur bis zur Schule.
Die Schlimmgasse, heutige Schlimmstraße, dieser Name dürfte von Schlamm oder Schlemm abzuleiten sein. weil früher vor der Kanalisierung bei schweren Unwettern, Schlamm vom Berge in die Straße oder Gasse schwemmte. Als alte frühere Gassennamen wäre noch zu nennen die Sonntagsgasse (heutige Sonntagsstraße) deren Name wahrscheinlich vom Peter Sonntagshaus kommt. Die Laigasse (heutige Laistraße) dürfte von dem felsigen Boden den Namen haben. Die Kirchgasse war die heutige Backhausstraße, der Austausch der beiden Straßennamen ist erst nach dem Brand 1801, als die heutige Kirchstraße entstand, vorgenommen worden.
Ob die Fahlerstraße, deren Namen von einem früheren Falltor herzuleiten ist, schon vor 1800 ihren Namen hatte, ist nicht nachweisbar. Sicher haben jedoch die heutige Neustraße und Remmeltstraße erst nach dem Brand 1801 ihre Namen erhalten.
Seit dem 19. Jahrhundert war Mensfelden kaum gewachsen. Erst nach dem zweiten Weltkrieg entstanden neue Straßenzüge. Als 1950 das Domänenland in den Gerstengärten und Moorsgarten als Bauland verkauft wurde, konnten die Gartenstraße und die obere Schwerzstraße ausgebaut werden. Ein größeres Neubaugebiet Bucher- und Weiderbühne wurde 1960 - 1972 erschlossen und in neuen Straßen, der Königsbergerstraße, der Bühnenstraße, der Birkenstraße und den Straßen Schöne Aussicht und Am Zollhaus bebaut.
Umbenennung der Straßen 1972
Mit der Bildung der Großgemeinde verfolgte man das Ziel, dass eine Straßenbezeichnung in Hünfelden nur einmal vorkommt. Das hatte für Mensfelden folgende Namensänderungen zur Folge:
Die Neustraße wurde Hehnerstraße,
die Mittel- und Laistraße wurden zur Sonntagsstraße,
die Gartenstraße wurde in Gerstengärten umbenannt.[1]
Quellenverzeichnis
- ↑ W. Schwenk, Heimatbuch Mensfelden, 1975