Wasserverband Mensfelden - Nauheim - Neesbach - Werschau
Nicht um der Ehre willen schreibe ich diese Zeilen, vielmehr, dass man noch einmal zurückdenkt, an das langersehnte, mit viel Mühe und harter Entschlusskraft, entstandene Werk. Ursprünglich gab es in Mensfelden nur Zieh- oder Schöpfbrunnen in den Gassen und Straßen, in der Sonntagsgasse, Schlimmgasse, Schwarzgasse, Mittelgasse (jetzt Remmeltstraße) und Untergasse (jetzt untere Neustraße). Nur gelegentlich ist einmal etwas über den Ausbau der Brunnen überliefert. So heißt es 1852, dass der Gemeindebrunnen in Carl Völkers Hofreite, der gutes Wasser hatte, so stark quoll, dass man von dort eine Röhrenleitung bauen konnte, um das Wasser voll auszunutzen. Zunächst bis zu Ecke der Kreuzgasse, bis an den Garten des Feldgerichtsschöffen Völker, von diesem Garten weiter bis an Gärten des Ph. Anton Käs, wo die Brunnenkammer angelegt werden sollte. Neben diesen Gemeindebrunnen entstanden immer mehr hauseigene Brunnen, so dass fast jedes Haus seinen eigenen Brunnen hatte. Dennoch betrachtete man dies als einen Rückstand. So suchten wir seit 1954 in Mensfelden nach Wasser, um endlich eine ordentliche Gemeindewasserleitung zu bekommen. Nachdem ich, als Bürgermeister, bei den chemischen Untersuchungen, welche alljährlich von dem chemischen Laboratorium Fresenius Wiesbaden durchgeführt wurden, erfahren habe, dass kein Brunnen ohne die gesundheitsgefährdenden Bazillen war, weil die Privatbrunnen nur eine Tiefe von 5 - 10 Meter hatten, und dadurch überwiegend nur vom Oberflächenwasser gespeist wurden, hat mich, sowie die damalige Gemeindevertretung zu dem überzeugenden Entschluss geführt, es als vorrangige Aufgabe zu betrachten, unsere Gemeinde mit hygienisch einwandfreiem Wasser zu versorgen. So durfte ich, wenn auch mit großen Schwierigkeiten, dank der Einsicht und Unterstützung der damaligen Gemeindevertretung, sowie des Amtes für Bodenforschung (Prof. Michels), des Landes und des Kreises, den Bau einer Wasserleitung in die Wege leiten.Was unseren Vorgängern, trotz großer Mühe und Kosten, nicht vergönnt war, durfte nun Wirklichkeit werden.
Im Jahre 1954/55 wurden die ersten Brunnen am Klingerkopf von der Firma Etschel und Mayer in Hofen, Bayern, gebohrt, mit einem Kostenaufwand von 60.000 DM, wovon die Gemeinde 40.000 DM als Darlehen aufnehmen musste. Der Haushaltsetat betrug ja nur 70.000 DM. In einer Tiefe von rund 120 Metern erreichten wir die Wasserader, die 6 - 7 Sekundenliter lieferte. Das reichte für die Versorgung von Mensfelden.
Inzwischen ist man jedoch seitens des Wasserwirtschaftsamtes und des Kreises auf den Gedanken gekommen, Mensfelden mit den restlichen Gemeinden Nauheim, Neesbach und Werschau, die im Südkreis auch noch ohne Wasserversorgung waren, zu einem Wasserverband zusammenzuschließen. Ende Januar 1956 wurde der Wasserverband Mensfelden, Nauheim, Neesbach und Werschau gegründet. Die Verbandsversammlung fand im großen Sitzungssaal des Rathauses Mensfelden statt, als Vertreter für den Verbandsvorstand wurden gewählt:
- Bürgermeister Walter Schwenk, Mensfelden u. Ernst Weil, Mensfelden
- Bürgermeister Heinrich Dankof , Nauheim
- Bürgermeister Karl Gros, Neesbach
- Bürgermeister Josef Arnold, Werschau
- als Kassenverwalter Karl Presber, Nauheim
- als Schriftführer Karl Kees, Mensfelden
Die Verbandsversammlung setzt sich aus 21 Mitgliedern aus den vier Mitgliedsgemeinden, sowie dem vorgenannten Vorstand zusammen. Aufsichtsbehörde waren der Landrat und das Wasserwirtschaftsamt als Vertreter der Landesregierung und Kreis, die bei Vorstandssitzungen und Verbandsversammlungen mitwirkten.
Um die Kapazität der Wassermenge für die vier Gemeinden zu gewährleisten, wurde auf Vorschlag des Geologen, Prof. Michels vom Hessischen Landesamt für Bodenforschung in Wiesbaden. noch im Jahre 1956 eine Bohrung in der Kiesgrube in Neesbach und später noch für einen zweiten Brunnen südlich des Dorfes Neesbach durchgeführt. Schon bei der ersten Bohrung, in einer Tiefe von 32 Metern, erreichten wir eine Wasserkapazität von 12 Litern pro Sekunde. Damit war die Gewähr gegeben, dass die Wasserversorgung für die vier Gemeinden gesichert war.
Der Beschluss wurde gefasst, mit dem Bau zu beginnen. Die Planung, sowie die Bauleitung, wurde dem Ing. Büro Max Niklas in Bad Homburg übertragen. Ende 1956 wurde der Plan dem Wasserverband vorgelegt, welcher mit einem Bauaufwand von 1,5 Millionen DM abschloss. Trotz einiger Beanstandungen seitens der Landesregierung, welche zu verschiedenen Änderungen des Planes führten und dadurch kostbare Zeit verloren ging, hatten wir endlich erreicht, dass Ende Mai 1957 der genehmigte Plan auf dem Tisch lag. Die Vergebung der Arbeiten erfolgte durch Ausschreibung: Als günstigstes Angebot für die Rohrverlegung erhielt die Firma Ernst Förger, Diez, und für den Bau der Pumpstation und der beiden Hochbehälter die Firma Albert Weil, Limburg, den Auftrag.
Die Wasserversorgung der vier Gemeinden war wie folgt geplant:
Von der Pumpstation Neesbach wird das Wasser in den Hochbehälter Kloßrain (Neesbach) gepumpt, von da aus werden die Gemeinden Neesbach und Werschau versorgt. Vom Hochbehälter Kloßrain bewirkt dann eine zweite Pumpstation die Wasserförderung zum Hochbehälter Nauheimer Kopf. Von da aus wird Nauheim und Mensfelden versorgt.
Am 5. August 1957, montags, als gleichzeitig der Männergesangverein 1837 Mensfelden, seinen 3. Festtag zum 120-jährigen Bestehen feierte, wurde in der Pfaffenbach bei Mensfelden unter feierlicher Mitwirkung des Männergesangvereins und des Spielmannszuges Mensfelden, der erste Spatenstich (symbolisch) getan und der erste Bagger in Betrieb gesetzt.
Als Gäste waren erschienen: als Vertreter des Landrats Regierungsamtmann Kiehl, als Vertreter der Kreisverwaltung Limburg Oberamtmann Grohmann, von der Bauleitung Ing. Wenzel und von den vier Mitgliedsgemeinen Kollegen Bürgermeister Dankof, Gros und Arnold. Mit den Worten: Gott segne dieses Werk und laß es wohl gelingen, gab ich dem Baggerführer das Zeichen zum Anfangen.
Bald waren drei Bagger an der Arbeit und mit dem Bau der Hochbehälter, begann das große Werk. Auch für mich als Vorsitzender des Verbandes begann eine harte Zeit, die mit vielen Sorgen, insbesondere in finanzieller Hinsicht, verbunden war. Die Beschaffung von einer Million Mark Darlehen war in damaliger Zeit mit großen Schwierigkeiten verbunden. Doch dank der Unterstützung des damaligen Ministerialrats und späteren Regierungspräsidenten Dr. Schubert von der Hessischen Landesregierung, konnten wir es schaffen.
Nach neunmonatlicher Bauzeit wurde am 1. Mai 1958 in einer Feier offiziell das Gruppenwasserwerk des Wasserverbandes Mensfelden, Nauheim, Neesbach und Werschau seiner Bestimmung übergeben. An der Pumpstation Neesbach konnte ich, neben zahlreichen Bürgern, die Vertretung der Hessischen Landesregierung, des Wasserwirtschaftsamtes, das hessische Landesamt für Bodenforschung, Prof. Michels, sowie vom Kreis Landrat Jäger, Medizinalrat Dr. Rompel, die Vertreter der Kirchen und Gemeinden, die Baufirmen und die Kollegen der Nachbargemeinden begrüßen.
Das Gruppenwasserwerk, das mit 1,5 Millionen Mark veranschlagt war, wurde mit Sorgfalt und Liebe gebaut. Möge es den 4 Gemeinden Glück und Segen bringen. Wir danken Gott, dass wir es ohne Unfälle geschafft haben. Auch allen Arbeitern, die mithalfen 16000 m Rohrleitung zu verlegen, die Pumpstation und Hochbehälter zu bauen, sei Dank. Nicht zuletzt sei die gute Zusammenarbeit mit der Bauleitung, dem Ing. Büro Niklas, meinen Kollegen vom Vorstand und der Verbandsversammlung lobend erwähnt. Trotz des Regenwetters konnte am Nachmittag bei feucht fröhlicher Stimmung ein schönes Wasserfest in der Turnhalle in Nauheim gefeiert werden.
Damit wäre wohl der Bau des Gruppenwasserwerks Mensfelden-Nauheim-Neesbach-Werschau geschildert und dokumentiert. Die Leser sollen aber auch mal wissen, wie ein solches Projekt mit 1,5 Millionen Mark finanziell möglich war. Nachdem sich die einzelnen Haushaltsetats der vier Gemeinden nur von 30. 000 - 90. 000 DM bewegten, will ich abschließend die Haushaltsrechnung des Wasserverbandes von 1956 - 1957, in dem das Bauprojekt sich abwickelte, aufzeichnen:
Rechnung für den außerordentlichen Haushalt
Nach den Haushaltsplänen für das Rechnungsjahr 1956 u. 1957 waren zusammen 1.500 000, -- DM für den Bau des Gruppenwasserwerkes vorgesehen:
Im einzelnen wurden angeordnet und nachgewiesen:
Einnahmen: | |
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Beihilfe des Bundes | 100.000,00 DM |
Beihilfe des Landes zu den Entwurfskosten | 12.000,00 DM |
Beihilfe des Kreises Limburg | 60.000,00 DM |
Beihilfe der Brandversicherung Wiesbaden | 30.000,00 DM |
Beihilfen der Gemeinden | |
a) Mensfelden | 15.300,00 DM |
b) Nauheim | 95.672,00 DM |
c) Neesbach | 0,00 DM |
d) Werschau | 5.983,70 DM |
Anschlußgebühren | |
a) Mensfelden | 47.648,00 DM |
b) Nauheim | 30.205,45 DM |
c) Neesbach | 23.035,56 DM |
d) Werschau | 17.081,00 DM |
Spenden für Wasserfest | 925,00 DM |
Darlehensaufnahme | |
1. Nassauische Sparkasse Wiesbaden | 400.000,00 DM |
2. Nassauische Lebensversicherung Wiesbaden | 200.000,00 DM |
3. Hessische Landesbank Ffm. (EgA Mittel) | 200.000,00 DM |
4. Darlehen des Landes Grüner Plan | 28.000,00 DM |
5. Darlehen des Bundes Grüner Plan | 40.000,00 DM |
6. Kreissparkasse Limburg | 150.000,00 DM |
7. Darlehen des Bundes Grüner Plan | 16.000,00 DM |
8. Darlehen aufgenommen von der Gem. Mensfelden | 10.000,00 DM |
9. Darlehen aufgenommen von der Gem. Mensfelden | 30.000,00 DM |
Einnahmen zusammen | 1.461.851,06 DM |
Ausgaben | |
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Brunnenverschachten | 62.970,91 DM |
Brunnenbau Neesbach | 31.948,70 DM |
Erdarbeiten | 422.910,95 DM |
Wasserleitungsrohre | 447.573,36 DM |
Hochbehälter | 210.796,70 DM |
Baupläne und Bauleitung | 59.032,49 DM |
Anschlußleitung (Außenanschluß) | 32.666,75 DM |
Amaturen pp | 57.822,94 DM |
Einrichtungen, Pumpen, Messer | 81.764,91 DM |
Grundstückskäufe, Vermessungen pp | 2.057,80 DM |
Sonstige Baukosten | 1.112,34 DM |
Flurschäden | 3.768,56 DM |
Wasserfest | 2.952,56 DM |
Reisekosten | 178,00 DM |
Fracht- und Fuhrlöhne | 1.209,11 DM |
Wasseruntersuchungen | 479,00 DM |
Gebühren für Darlehen (Disagio, Bereitst. Geb) | 23.451,78 DM |
Bauleitkosten, Wasserwirtschaftsamt | 100,00 DM |
Stromkosten | 236,00 DM |
Rohrmeister | 1.422,75 DM |
Sonstige Verwaltungs- u. Zweckausgaben | 1.748,61 DM |
Ausgaben zusammen: | 1.446.204,24 DM |
Abschlußergebnis: | |
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Gesamteinnahmen | 1.461.851,06 DM |
Gesamtausgaben | 1.446.204,24 DM |
Mehreinnahmen | 15.646,82 DM |