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von David Diefenbach

Alte Straßen

Zwei Anschlussstücke verbinden heute Mensfelden mit der Bundesstraße 417, der alten Hühnerstraße, und damit mit dem Fernverkehr auch der nahen Autobahn. Von dem allzu oft als lästig empfundenen Durchgangsfernverkehr bleibt das Dorf dadurch verschont. Dies war jedoch keineswegs immer so, wie es Dr. Egon Eichhorn in eingehenden Untersuchungen über die mittelalterlichen Fern- und Landstraßen zum und im Limburger Becken in allen Einzelheiten nachgewiesen hat.

So führte die Mainz-Limburger Landstraße über Heringen lange Zeit durch das Dorf Mensfelden und, wie es ein tiefer Hohlweg noch erkennen lässt, weiter zum Mensfelder Stock. Es handelt sich dabei um ein Teilstück der schon vorrömischen, uralten Hühnerstraße von Mainz über Wiesbaden nach Limburg, die im Mittelalter die bedeutendste rechtsrheinische Fernstraße von Mainz nach Köln war. Ihr Verlauf war keineswegs immer fest und gesichert. Er unterlag im Laufe der Zeit, bedingt durch das Gelände und wohl auch durch politische Verhältnisse, einigen Schwankungen. So sind auch hier neben jenem Teilstück durch Mensfelden weitere parallele Strecken zu beobachten.

Ein früher Zug über den Römberg, der zugleich als Neesbach-Werschauer und nachher als Nauheimer Holzweg diente, wurde auf einer kleinen Teilstrecke bis zum Mensfelder Zollhaus zugleich auch von der frühmittelalterlichen Bubenheim–Kirberg–Limburger Straße benutzt.

Vom Zollhaus bei Mensfelden aus, dessen Standort man 1567 an dieser Straße gewählt hatte, weil diese von dort aus gut zu überschauen war, führte eine mittelalterliche Straße in Richtung Dietkirchen weiter, während die Straße von Mainz. nach Limburg nach Westen abbog und als Alte Limburger Straße auf dem Sattel zwischen dem Nauheimer und dem Mensfelder Kopf zur mittelalterlichen Wegespinne am Mensfelder Stock weiterzog.

An diesem wichtigen alten Straßenknoten südlich von Limburg, der heute mitten im Feld, abseits der heutigen Straßen liegt, teilte sich die Straße fächerartig in die alte Hohe Straße von Diez nach Frankfurt und Mainz, den Bucher oder Großbacher Weg, die Mensfelder oder Mainz-Limburger Straße und den Linterer Kirchweg, den heutigen Limburger Weg. Heute ist diese früher so bedeutende Mainzer Straße, die über Heringen und durch Mensfelden und dann östlich von Blumenrod nach Limburg führte, fast vergessen.

Während die Straßen von Limburg nach Mainz zeitweise durch Mensfelden und auf weite Strecken durch seine Gemarkung führten, verliefen Zubringer und Verbindungsstraßen zur Hohen Straße von Köln über Limburg nach Frankfurt nur durch Randbereiche der Gemarkung. Als frühmittelalterlicher Höhenweg verlief die Hohe Straße von Diez aus bis zum Mensfelder Zollhaus, wo sie nach Mainz hin in die Hühnerstraße einmündete und daneben über Nauheim auch Anschluss zur Hohen Straße nach Frankfurt gewann. Zu dieser Hohen Straße nach Frankfurt führte auch die alte Diezer Straße über Bergen und Niederbrechen sowie durchs Mensfelder Hahnfeld die Frankfurt-Limburger Straße über Nauheim.

Schon im Spätmittelalter verlagerte sich der Verkehr von den meist ortsfernen Höhenstraßen auf den Wasserscheiden zunächst auf Teilstrecken auf Nahverbindungen zwischen kleineren Städten, Amts- und Marktorten. Seit dem 18. Jahrhundert hat man meist im Zug dieser Nahverbindungen in den Tälern die Fernstraße befestigt und als Chausseen ausgebaut. Damit war das Schicksal jener frühen, unbefestigten alten Straßen entschieden. In Teilstücken wurden sie noch als Feldwege benutzt. Weithin wuchsen sie zu. Oft haben Flurbereinigung die letzten Spuren verwischt, so dass heute nur noch hier und da tiefe Hohlwege, Flurnamen und sonst nur noch Hinweise in Urkunden, Akten und Karten an diese meist vergessenen frühen Fernstraßen erinnern.[1][2]

Mittelalterliche Fern und Landstraßen um das Limburger Becken
Mittelalterliche Fern und Landstraßen um das Limburger Becken


Quellenverzeichnis

  1. E. Eichhorn, Zur Topographie der mittelaterlichen Fern- und Landstraßen zu und im Limburger Becken, in: Nassauische Annalen 76, 1965, S. 63 - 152
  2. W. Schwenk, Heimatbuch Mensfelden, 1975