Zur Dorfgeschichte gehören auch die alten Erinnerungen, die in ihren lebendigen Bildern uns Älteren noch vor Augen stehen, wie der Nachtwächter, der Kuh- und Schweinehirt, der Ausscheller, der Feldhüter und die Gemeindeschäferei.
Der Nachtwächter
In den zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts machte der letzte Nachtwächter, Wilhelm Winter, ausgerüstet mit Horn und Hund, seine Runden von abends 10 bis nachts 3 Uhr durch das Dorf, und blies die Stundenzahl an. Man war bis dahin der Meinung, dass die Bürger durch einen Nachtwächter ruhiger schlafen könnten, was man jedoch als veraltet und überflüssig einsah, und somit diesen Posten auch aus finanziellen Gründen, zumal der Lohn ziemlich gering war, aufhob.
Der Kuh- und Schweinehirt
Auch diese beiden Posten bzw. Gemeindeeinrichtungen, welche von den Viehhaltern meistens durch Naturallohn unterhalten wurden, liefen nach dem ersten Weltkrieg aus. Als Erinnerungen sind noch geblieben, dass die beiden Hirten um die Mittagszeit mit ihrem Horn und Hund durchs Dorf gingen und mit tut, tut, tut! die Viehhalter aufriefen, ihr Vieh herauszulassen. Fast aus allen Höfen wurde dann das Vieh auf den Sammelplatz, welcher in der Neustraße war, getrieben, wobei wir Jungen mithalfen und manchem störrischen Biest, welches in die falsche Richtung lief, nachrannten.
Abends beim Heimtrieb erklang erneut das Horn, damit die Viehhalter ihre Tiere wieder in Empfang nehmen konnten. Die meisten Tiere waren nach einigen Tagen schon so schlau, dass sie ohne ihre Treiber allein den Weg zum Sammelplatz und auch abends zum Stall fanden. In dieser Zeit, in der es noch keine Viehweiden gab, war diese Einrichtung für das Vieh sehr gesund. Bei dem heutigen Straßenverkehr wäre ein solcher Viehtrieb unmöglich.
Als letzte Hirten sind uns noch Wilhelm Koch und Philipp Kröller, sowie der Schweinehirte Johann Philipp Klapper, Hanphilipp genannt, in guter Erinnerung.
Der Ausscheller
Bis 1955 wurden die Gemeindebekanntmachungen durch die Ortsschelle vom Ortspolizeidiener gemacht. Er brauchte 1 - 2 Stunden, bis er an 25 Stationen die Bekanntmachungen ausgerufen hatte. Wenn um die Mittagszeit die Ortsschelle bimmelte, öffneten sich an allen Häusern Fenster und Türen, auch die Fuhrwerke hielten auf der Straße an, um die Bekanntmachungen zu hören. Als dann der letzte Polizeidiener, Hermann Schnatz, dessen Vorgänger schon sein Vater war, wegen Wegzug zu seinem Sohn nach Daisbach sein Amt niederlegte, beschloss die Gemeindevertretung 1956 eine Ortsrufanlage anzuschaffen, um auf diese Weise den Bürgern alle wichtigen Angelegenheiten mitzuteilen.
Der Feldhüter
Von jeher hatte die Gemeinde ihren Feldhüter, auch Feldschütz genannt, der über die Flurschäden und Felddiebstähle wachte. Früher trug der Feldhüter eine grüne Schirmmütze, die er später ablegte. Unser letzter Feldschütz war der Schwerkriegsbeschädigte Karl Weil, der lange Jahre getreu mit seinem Hund das Feld hütete. Als die zweite Zusammenlegung 1963 kam ließ man das Amt des Feldhüters fallen.
Der Gemeindeschäfer
Seit vielen Jahrhunderten wurde in Mensfelden die Schafzucht betrieben. Im 18. und 19. Jh. wurden bis 800 Schafe gezählt, d. h, in fast allen Familien wurden Schafe gehalten. Man hielt sie hauptsächlich wegen der Wolle, und profitierte auch an ihrem Fleisch. Ferner hatten die Bauern eine gute Düngung vom Pferch, welcher beim Mittags- oder Abendläuten auf dem Bürgermeisteramt meistbietend versteigert wurde.
In den Wintermonaten waren die Schafe in Stallungen untergebracht und wurden mittags vom Schäfer ausgetrieben. Der Schäfer zog ausgerüstet mit zwei Hunden, die an zwei langen Riemen an einem Schulterriemen befestigt waren, und der Schäferschippe in der Hand durch die Straßen und gab durch einige lange Pfiffe zu verstehen, die Schafe herauszulassen. Wenn in der Neustraße die Herde beisammen war, zog der Schäfer auf die Weide, Abends, wenn er wieder ins Dorf zurückkam, machte er sich wieder durch sein Pfeifen bemerkbar, damit jeder seine Schafe heimholte, was meistens nach paar Austrieben nicht mehr nötig war, da die Tiere schon selbst den Weg zum Stau fanden. Als es nach dem zweiten Weltkrieg, in den fünfziger Jahren es Wirtschaftlich wieder aufwärts ging, und die Wollstoffe reichlich und preisgünstig zu haben waren, ging die Herde von Jahr zu Jahr zurück. Ende der fünfziger Jahre war die Zahl der Schafhalter so zusammengeschmolzen, dass man, trotz des kärglichen Lohnes, den Schäfer fast nicht mehr bezahlen konnte, und sd kam es, dass die Gemeindeschäferei eingestellt wurde.
Unser letzter Schäfer war Ludwig Weigelt in der Schlimmstraße, der letzte Schafmeister August Helfrich in der Schwerzstraße. Die Gemeindeschafweide ist seitdem an den Schafhalter Willi Heymann aus Oberneisen verpachtet